Bewegung im Homeoffice: Fehlanzeige!
Eine Studie aus Deutschland schlägt Alarm: Bewegung im Homeoffice ist noch seltener als im Firmenbüro. Heute bewege man sich bei der Arbeit sogar noch weniger als während der "verordneten" Homeoffice-Zeit in der Pandemie.
Es fehlt an Bewegung im Homeoffice: Die Auswertung einer Leserumfrage „Bewegung bei der Büroarbeit 2021“ im vergangenen Mai zeigte, dass fast zwei Drittel der Home-Worker sich daheim noch weniger bewegen als an einem regulären Arbeitstag im Firmenbüro. Im Office wurde im ersten Coronajahr zu viel gesessen, zu wenig gestanden und zu wenig gegangen. Daheim sah die Bilanz aber noch schlechter aus als im Firmenbüro. Doch hat sich die Situation mittlerweile verbessert? Wird sich jetzt mehr bewegt und wurde mehr in bewegungsfördernde Lösungen im Office und Homeoffice investiert?
Bewegung im Homeoffice und im Allgemeinen bleibt unzureichend
Die aktuellen Ergebnisse der repräsentativen Leserumfrage des Blogs „Office Roxx“ sind ernüchternd: Mit dem Anteil, den körperliche Bewegung im eigenen Leben ausmacht, waren die über 2.300 befragten Bürobeschäftigten aus Deutschland nur mässig zufrieden. Im Schnitt wurde die Schulnote 3,4 erreicht. Das entspricht in etwa dem Vorjahreswert von 3,5. Damit bleibt dies ein schlechtes Zeugnis für die Bewegung. (Anmerkung der Redaktion: In Deutschland ist im Gegensatz zur Schweiz die Schulnote 1 die beste und 6 die schlechteste.)
Zwei Drittel bewegen sich im Homeoffice weniger
Während im ersten Jahr der Pandemie aufgrund der Vorjahresergebnisse der Homeoffice-Anteil an der eigenen Büroarbeit unter Office-Workern in Deutschland bei 62 Prozent lag, ist ein Grossteil der Home-Worker im zweiten Coronajahr offenbar wieder ins Büro zurückgekehrt. Der Anteil der Heimarbeit lag im Durchschnitt nur noch bei 44 Prozent.
Doch wird sich an einem Arbeitstag im Homeoffice mehr oder weniger bewegt als an einem Tag im Firmenbüro? Weniger! Der Anteil ist gegenüber dem Vorjahr sogar noch gestiegen: 61 Prozent (2021: 57 Prozent) bewegen sich daheim weniger als im Büro. 39 Prozent (2021: 43 Prozent) bewegen sich nach eigenem Empfinden dagegen mehr als im Office.
Im Homeoffice wird noch mehr gesessen als im Office
Der von Experten empfohlene Haltungsmix bei der Büroarbeit lautet: 60 Prozent Sitzen, 30 Prozent Stehen und zehn Prozent Gehen. Die Umfrageteilnehmenden verbringen laut eigener Aussage aktuell im Schnitt 75 Prozent ihres Homeoffice-Tages im Sitzen, zehn Prozent im Stehen und fünf Prozent mit Gehen – wenig Veränderungen im Vergleich zum Vorjahr: 73 Prozent im Sitzen, elf Prozent im Stehen und sieben Prozent mit Gehen. Im Office fällt der Mix im Durchschnitt so aus: 64 Prozent Sitzen, 18 Prozent Stehen, 18 Prozent Gehen. In den Umfrage-Ergebnissen aus dem Jahr 2021 waren es noch 65 Prozent Sitzen, 18 Prozent Stehen, neun Prozent Gehen.
Homeoffice-Ausstattung lässt zu wünschen übrig
Die Antworten auf die Frage „Wie ergonomisch bzw. bewegungsfördernd ist Ihr Arbeitsplatz im Homeoffice?“ ergaben im Schnitt die Schulnote 3,9 (2021: 3,7). In Bezug auf den Arbeitsplatz im Büro wurde hier eine Durchschnittsnote von 2,9 (Vorjahr: 3,3) erreicht. Ergonomie und Bewegungsförderung lassen weiterhin sehr zu wünschen übrig, erwartungsgemäss vor allem im Homeoffice. Erstaunlich ist, dass sich die Beurteilung hier sogar gegenüber dem Vorjahr verschlechtert hat. Vielleicht ist daheim aber auch das Bewusstsein für die notwendige Ergonomie und Bewegungsförderung gestiegen.
Für mehr Bewegung im Homeoffice und Office
Dass laut den Umfrage-Ergebnissen fast jeder Dritte (29 Prozent) beabsichtigt, in eine ergonomische bzw. bewegungsfördernde Ausstattung seines Homeoffice-Arbeitsplatzes zu investieren, wird von den Studienautoren als ein gutes Zeichen gewertet. Die Steigerung gegenüber der Vorjahresbefragung um vier Prozent zeige, dass Beschäftigte auch zu Hause gesund und produktiv arbeiten wollen. Verbesserungspotenzial gebe es dennoch in allen Bereichen. Insbesondere gelte es zu beachten, dass bewegungsfördernde Lösungen auch noch ihrem Zweck entsprechend genutzt werden müssen.
„Im Homeoffice ist nicht alles eitel Sonnenschein. Die Pandemie hat deutlich gezeigt, dass die heimischen vier Wände nicht für jeden Bürobeschäftigten der bessere Arbeitsort sind. Jeder Einzelne sollte vor allem da arbeiten, wo dies in Bezug auf seine Gesundheit, sein Wohlbefinden und seine Produktivität sowie im Einklang mit der Kultur und den Zielen des Arbeitgebers am besten möglich ist“, resümiert Dr. Robert Nehring, zugleich Chefredakteur des Blogs „Office Roxx„.