Süsse Ökobilanz: Wie clever ist Konfitüre verpackt?
In einem Forschungsprojekt zwischen der zhaw und der Hero AG wurde eine Ökobilanz für Konfitüren aufgestellt. Zwischen Juni 2016 und Oktober 2017 untersuchten Forschende Verpackungslösungen. Alu oder Glas - welche Verpackungsvariante schneidet aus ökologischer Sicht besser ab?
Wie könnte eine vergleichende Ökobilanz bei Konfitüren ausfallen? Einzelportionen, wie sie in der Gastronomie Verwendung finden, werden entweder in eine Verpackung aus Aluminium oder Glas abgefüllt. Welche Konfitürenvariante schneidet aus ökologischer Sicht besser ab? Sind Aluminiumverpackungen tatsächlich so umweltschädlich, wie ihr Ruf besagt?
Dieser Frage ging die Forschungsgruppe Ökobilanzierung am Institut für Umwelt und Natürliche Ressourcen (IUNR) der zhaw nach und kam zum Schluss, dass neben dem Material auch die Verteilung respektive der Transport eine entscheidende Rolle spielt.
Ein Produkt – mehrere Varianten
Die Hero AG mit Sitz in Lenzburg produziert über 100 verschiedene Sorten von Konfitüren. Diese werden in Gebinde unterschiedlichen Materials und Grösse, wie Grossgläser oder Einzelportionen, abgefüllt. Einzelportionen werden in der Gastronomie, von Fluglinien und im Detailhandel eingesetzt und sind entweder aus Aluminium (AluCup) oder Glas (MiniJar) gefertigt.
Fachleute der Forschungsgruppe Ökobilanzierung beurteilten die Umweltauswirkungen von Einzelportionen aus Glas und Aluminium am Beispiel von Erdbeerkonfitüre anhand einer Ökobilanz.
Vergleichende Ökobilanz
Die Ökobilanz ist eine standardisierte Methode und quantifiziert die Umweltauswirkungen von Produkten über deren Lebenszyklus. Dieser umfasst im Fall der Erdbeerkonfitüre in Einzelportionen die Herstellung und Abfüllung der Konfitüre, den Materialverbrauch für die Verpackung, die Distribution bis zum Endkunden sowie die Entsorgung der Verpackung nach dem Verzehr. Die Bewertung erfolgte mit einem Set von verschiedenen Indikatoren, welche Klimawandel, Ressourcenverbrauch und Schadstoffemissionen berücksichtigen.
Was beeinflusst die Ökobilanz?
Konfitüre in Portionenverpackungen hat vielfältige negative Folgen für die Umwelt – von der Bewässerung der Erdbeeren über den Energieverbrauch beim Konfitürekochen, Partikelemissionen bei der Verbrennung von Treibstoffen in der Distribution bis zu Kohlendioxidemissionen bei der Entsorgung der Verpackung. Die Herkunft der Erdbeeren, das Material und das Gewicht der Portionenverpackung sowie die Transportdistanz zum Endkonsumenten sind dabei die wichtigsten Einflussgrössen.
Gebindegrösse ist entscheidend
Die Umweltauswirkungen von Einzelportionen sind umso geringer, je kleiner die Portionengrösse ist, weil sich die Verpackungsmenge pro Stück reduziert. Andererseits nehmen die Umweltauswirkungen in Bezug auf ein Kilogramm Konfitüre zu, je kleiner der Inhalt einer Einzelportion ist. Um die Ökobilanz zu verbessern, ist es daher zentral, je nach Verwendungszweck die Grösse der Einzelportion zu optimieren.
Ist die Portion zu klein, wird mehr als eine Portion angebrochen und die Verpackungsmenge nimmt zu. Ist die Portion hingegen zu gross, führt dies zu Lebensmittelverlusten.
Umweltfreundlich heisst: Leicht verpackt und lokal konsumiert
Ein Vergleich der beiden Verpackungsvarianten zeigt: Konfitüreportionen in AluCups verursachen 3.5-mal geringere Umweltauswirkungen als Konfitüreportionen in MiniJars. Die Herstellung von gläsernen MiniJars ist energie-intensiv. Zudem sind die AluCups leichter als die MiniJars. Pro Konfitüreportion wird bei den AluCups weniger Aluminium verwendet als Glas bei den MiniJars zum Einsatz kommt.
Das geringe Gewicht der AluCups hat in der Distribution tiefere Treibhausgasemissionen zur Folge: Je leichter ein transportiertes Gut und je kürzer die Transportdistanz, desto geringer sind die klimaschädlichen Treibhausgasemissionen.
Weitere Informationen über die Ökobilanz von Konfitürenverpackungen erhalten Sie bei Sarah Wettstein, Wissenschaftliche Assistentin (krez@zhaw.ch) oder Matthias Stucki, Leiter Forschungsgruppe Ökobilanzierung (stck@zhaw.ch)