Die Rolle des CFO der Zukunft: Netzwerker und Data Stewart

Für den CFO der Zukunft wird es in seiner neuen strategischen Rolle noch stärker darauf ankommen, Zugang zu den richtigen Daten zu haben. Dafür braucht es technische Kompetenzen, ein gutes Verhältnis zur IT und Systeme, die sich einfach bedienen lassen. Der Blick auf die Mitarbeitenden darf aber nicht zu kurz kommen.

CFO 2022: Neu in der Rolle eines Data Stewart und Netzwerkers. (Bild: Depositphotos.com)

Der CFO tritt 2022 aus dem berühmten Elfenbeinturm heraus: Die Finanzabteilung wird sich stärker mit dem gesamten Unternehmen vernetzen, um operative Entscheidungen als strategischer Partner noch besser unterstützen zu können. Bisher war eine der Hauptaufgaben des CFO, im jährlichen Geschäftsbericht des Unternehmens die Zahlen aus der Vergangenheit zu präsentieren. Doch längst geht es in seiner Position im Unternehmen nicht nur um einen Status Quo – es geht heute darum, zukünftige Entscheidungen zu unterstützen – das bringt seine neue Rolle auf den Punkt. Heute muss ein CFO in der Lage sein, der Geschäftsführung Informationen zur Verfügung zu stellen, die benötigt werden, um richtungsweisende Entscheidungen treffen zu können. Heisst konkret: Der CFO der Zukunft wird zum strategischen Berater und nimmt Einfluss auf die zukünftige Geschäftsentwicklung. Dabei bilden Informationen die Grundlage – und zwar nicht nur aus dem Finanzbereich, sondern aus anderen Abteilungen wie dem Personalwesen oder dem Vertrieb. Hinzu kommt das Thema Nachhaltigkeit. Unternehmen müssen sich entsprechend aufstellen, um ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) zu erfüllen. Diese entsprechenden Informationen werden künftig in den Geschäftsbericht einfliessen und für den CFO relevant, damit er seiner neuen strategischen Rolle gerecht werden kann.

Datenverständnis ist essenziell

Was kann man von den Daten erwarten und welche Analysen kann man damit umsetzen? Um diese Fragen zu beantworten, wird der CFO sich noch stärker mit Daten beschäftigen. So wird ein analytisches Denken und ein technisches Grundverständnis essenziell. Ein CFO braucht deutlich mehr Datenverständnis als bisher. In diesem Zusammenhang kommt der Begriff „Data Stewart“ ins Spiel. Gemeint ist damit jemand, der den Überblick über alle relevanten Informationen hat, deren Qualität verantwortet und diese zusammenbringt. Damit begibt sich der CFO in einen Arbeitsbereich, der bisher vom CIO dominiert wird. Beide Funktionen werden in Zukunft enger miteinander kooperieren. Die Praxis zeigt, dass besonders jene Unternehmen erfolgreich sind, bei denen diese Zusammenarbeit besonders gut funktioniert. In diesen Unternehmen hat der CFO verstanden, wie wichtig ein gutes Datenmanagement ist.

Im besten Fall unterstützt die IT den Finanzbereich, indem Systeme zur Verfügung gestellt werden, die sich einfach nutzen und administrieren lassen. So werden die Hürden für die Fachanwender gesenkt, um zum Beispiel selbst Datenanalysen fahren zu können. Dieses Setting spricht für den Einsatz von Lösungen aus der Cloud. Solche sind nämlich vorkonfiguriert, brauchen keine eigene Infrastruktur im Rechenzentrum und lassen sich von der Fachabteilung relativ einfach betreuen und pflegen. Auch das Thema Nachhaltigkeit treibt das Interesse an der Cloud weiter voran. Anzunehmen ist, dass in naher Zukunft die Unternehmen nicht nur ein ESG-Reporting, sondern auch eine entsprechende Bilanzierung vornehmen müssen.

Das nächste Level mit Machine Learning erreichen

Die Cloud hat aber noch weitere Vorteile: sie liefert die nötige Rechenpower für Lösungen, die mit künstlicher Intelligenz arbeiten. Denn diese werden in der Arbeit von CFOs künftig ebenfalls eine grössere Rolle spielen. Sie liefern wertvolle Unterstützung, um den Überblick in der Datenflut zu behalten. Denn je mehr Daten verfügbar sind, desto schwieriger wird es für den Einzelnen, Muster oder Trends zu erkennen. Mithilfe von Machine Learning (ML) lässt sich dagegen die Auswertung der Daten automatisieren. Ein Beispiel:  Beim Umgang mit der Zahlungsmoral von Kunden können durch den Einsatz von ML entsprechende Analysen bereitgestellt, Handlungsvorschläge unterbreitet und sogar Kunden selbstständig angeschrieben werden. Aber auch hier hängt wieder alles von der Qualität der Daten ab. Denn der Algorithmus funktioniert immer nur so gut, wie es die Daten erlauben, mit denen dieser angelernt wurde. Das heisst: Ohne Daten in der ausreichenden Menge und Qualität bringt die smarteste Technologie nichts.

CFO der Zukunft arbeitet von Mensch zu Mensch

Der CFO der Zukunft ist ein People-Manager, der nicht nur auf Technologie setzt. So braucht es Mitarbeitende, die in der Lage sind, mit der Datenflut umzugehen, um daraus schnell und in Echtzeit Erkenntnisse abzuleiten und zum Beispiel darauf basierende Prognosen zu erstellen. Es geht um die Auswahl von Mitarbeitenden mit den entsprechenden Fähigkeiten und Kompetenzen, die neuen Jobprofile wie etwa dem eines Data Scientist entsprechen. So gibt es bereits Unternehmen, die ihre Data Scientisten zwar der Finanzabteilung zugeordnet haben, diese aber durch die ganze Organisation schicken. Als CFO, der bisher vor allem mit Buchhaltern zu tun hatte, gilt es nun Teammitglieder zu motivieren und weiterzubilden. So könnten sich die Datenexperten das für ihren Job nötige Wissen aneignen. Denn es ist für sie entscheidend, dass sie die Prozesse in den operativen Einheiten verstehen, um einen vernünftigen Algorithmus entwickeln können. Darüber hinaus wird die Form der Zusammenarbeit wichtiger. Wer im Home-Office arbeitet, ist vom Informationsfluss aus anderen Abteilungen teilweise abgeschnitten. Daher ist es entscheidend, dem Team die Daten umfassend und kontinuierlich zur Verfügung stellen zu können.

Autoren:
Frank Mens ist Director for Financial Management DACH und Kontinental-Europa bei Workday, Alexander Rauchstaedt ist Senior Manager Enterprise Performance bei Deloitte Consulting.

(Visited 436 times, 1 visits today)

Weitere Beiträge zum Thema