Lehrabgängerstudie 2021: Kaufmännische Berufsleute schauen optimistisch nach vorne

Seit über 15 Jahren befragt der Kaufmännische Verband die kaufmännischen Lehrabgängerinnen und -abgänger in der Schweiz zu den Arbeitsbedingungen in der Lehre, dem Übertritt ins Berufsleben und ihren Zukunftsplänen. Die Lehrabgängerstudie 2021 zeigt, dass ein Grossteil der jungen Berufsleute die erschwerte Covid-19-Situation gut überstanden hat und positiv in ihre Zukunft blickt.

Laut der Lehrabgängerstudie 2021 des Kaufmännischen Verbands blicken die jungen Berufsleute optimistisch in die Zukunft. (Bild: Unsplash.com)

Mit rund 14 000 Absolvierenden pro Jahr ist die KV-Lehre die beliebteste Grundbildung der Schweiz. Um die Situation während und nach der Lehre sowie die Zukunftspläne der jungen Berufsleute zu observieren, führt der Kaufmännische Verband seit 2006 jährlich eine Umfrage bei KV-Lehrabgänger/-innen in der Schweiz durch. An der ersten Erhebungswelle im Juli 2021 haben rund 3600 Personen teilgenommen; An der zweiten Erhebungswelle im November 2021 etwa 1200 Personen. Die letzten beiden Jahre sind von der Corona-Pandemie und den verordneten Massnahmen geprägt. Für KV-Lernende bedeutete dies ein Alltag mit Homeoffice und Home-Schooling und somit verminderter Kontakt mit ihren Freunden, Schulkolleginnen und -kollegen sowie Mitarbeitenden im Betrieb. Neben der Stellensituation der jungen Berufsleute und ihren Weiterbildungsplänen liegt der Fokus der Lehrabgängerstudie 2021 deswegen auf der psychischen Gesundheit und dem allgemeinen Wohlbefinden.

Nach der Berufslehre ist längst noch nicht Schluss

Die Covid-19-Pandemie hatte junge Berufsleute stark getroffen und ihren Einstieg in den Arbeitsmarkt erschwert. Die Situation der Lehrabgänger/-innen hat sich jedoch nach den pandemiebedingten Herausforderungen im Jahr 2020 schnell wieder erholt. So ist die Mehrheit der Absolventinnen und Absolventen (71.6%) zum Zeitpunkt der zweiten Erhebungswelle im November 2021 erwerbstätig (vgl. Grafik 1). «Der in den vergangenen Jahren festgestellte Aufwärtstrend setzt sich nach einem Zwischentief im Jahr 2020 fort», bestätigt Kathrin Ziltener, Fachverantwortliche Grundbildung & Jugendberatung beim Kaufmännischen Verband. Der Anteil Stellensuchender liegt mit 4.2% im November sogar tiefer als in den Jahren vor Corona. Nach wie vor ist auch das Weiterbildungsinteresse junger KV-Lernender enorm. Rund 90% der Teilnehmenden haben bereits eine Weiterbildung begonnen oder planen in Zukunft, eine zu absolvieren. «Die Umfrage bestätigt, dass das KV weiterhin als solide Grundbildung für die verschiedensten Spezialisierungen und Karrieren dient», sagt Ziltener.

Grafik 1: Erwerbstätigkeit vier Monate nach Lehrabschluss (in %) (Quelle: kfmv)

Lehrabgängerstudie 2021 fragte spezifisch zu Wohlbefinden und psychischer Gesundheit

Erfreulich ist, dass rund 90% die Ausbildungszeit im Lehr-/Praktikumsbetrieb positiv wahrgenommen haben: Sowohl bei der Art der Aufgaben, beim Arbeitsklima wie auch bei der Betreuung durch die Berufs- und Praxisbildner/-innen. Auch mit der erschwerten Covid-19-Situation sind die meisten Befragten gut zurechtgekommen und blicken positiv in die Zukunft. Dennoch teilt ein beträchtlicher Anteil an Jugendlichen auch Ängste mit. Rund ein Drittel (32.4 %) der Jugendlichen gibt an, dass die Zukunft ihnen Sorgen bereitet. «Die Gründe sind unterschiedlicher Natur: Manche bangen sich um ihre berufliche Zukunft, ihre Arbeitsstelle oder um Weiterbildungen, andere fühlen sich überfordert und gestresst», erläutert Ziltener. Zu den Unsicherheitsfaktoren gehören auch die Megatrends Digitalisierung und Klimawandel.
Ziltener hält fest: «Es ist besonders wichtig, dass Jugendliche die Möglichkeit erhalten, über Ängste und negative Gefühle zu sprechen. Nur wenn man offen darüber spricht, können auch Lösungen für Betroffene gefunden und die psychische Gesundheit gestärkt werden.» 86% der Teilnehmenden hat eine oder mehrere Personen in ihrem Umfeld, mit denen sie im Vertrauen über ihre Sorgen und Ängste sprechen können. Doch nicht allen Jugendlichen geht es gleich gut: Rund 14% geben an, dass sie mit niemandem über ihre Probleme sprechen können oder wollen (vgl. Grafik 2). Für diese Jugendlichen braucht es dringend externe Anlaufstellen, damit sie sich auch in schwierigen Situationen die notwendige Unterstützung holen können.

Grafik 2: Wo sich die Lernenden mehr Unterstützung während der Pandemie wünschten. (Quelle: kfmv)

Neue Partnerschaft mit Gesundheitsförderung Schweiz

Der Kaufmännische Verband nimmt die Sorgen der KV-Lehrabgänger/-innen und ihr Bedürfnis nach mehr Information nach eigenen Angaben sehr ernst und baut deshalb sein bestehendes Unterstützungsangebot aus. Dazu gehört eine neue Partnerschaft mit der Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz. Diese rückt die Gesundheit von Lernenden sowie gesundes Homeoffice weiter in den Mittelpunkt. Reto Kälin, Leiter Partnerschaften von Gesundheitsförderung Schweiz, bestätigt: «Der von uns seit 2014 periodisch ermittelte Job-Stress-Index liefert Kennzahlen, wie sich arbeitsbedingter Stress auf die Gesundheit und Produktivität von Erwerbstätigen auswirkt. Die letzte Erhebung untermauert, dass der psychischen Gesundheit von jungen Erwerbstätigen ein besonderes Augenmerk geschenkt werden sollte.» Der Vergleich verschiedener Altersgruppen zeigt, dass in der Schweiz junge Arbeitskräfte zwischen 16 und 24 Jahren den höchsten Stress-Wert aufweisen. Gesundheitsförderung Schweiz hat 2021 das Angebot Apprentice für Berufsbildende lanciert, um die psychische Gesundheit von Lernenden zu fördern. Auch im Rahmen der kantonalen Aktionsprogramme sowie von zwei sprachregionalen Kampagnen zur Förderung der psychischen Gesundheit setzt sich die Stiftung gemeinsam mit den Kantonen dafür ein, dass sich Jugendliche ausgewogen ernähren, mehr bewegen und psychisch gesund bleiben.

Quelle und weitere Informationen: KV Schweiz

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