Bergbau: Minenstandorte kümmern sich immer noch zu wenig um die Umwelt
Der aktuelle Responsible Mining Index (RMI) zeigt auf, dass Minenstandorte sich immer noch zu wenig um Umwelt, Soziales und um verantwortungsvolle Unternehmensführung (Environment, Social, Governance, kurz: ESG) kümmern. Doch es gibt auch Lichtblicke, wie verantwortungsvoller Bergbau zur Norm werden kann.
In ihrer jüngsten Bewertung von 40 Unternehmen und 250 Minenstandorten stellt die Responsible Mining Foundation (RMF) eine auffällige Diskrepanz zwischen den Verpflichtungen der Unternehmen und den Massnahmen der Minenstandorte in Bezug auf wichtige ESG-Themen fest. Selbstverpflichtungen sind heute gang und gäbe, doch grundlegende Massnahmen an den Minenstandorten – wie die Information und Einbeziehung von Gemeinden und Arbeitern, z. B. in Bezug auf Sicherheitsfragen oder Umweltauswirkungen – sind nur selten zu beobachten. Gemäss dem RMI-Report von 2022 erreichen etwa 94 % der Minenstandorte bei den fünfzehn bewerteten grundlegenden ESG-Themen im Durchschnitt weniger als 20 %. Das Risiko für Schäden ist an Minenstandorten bekanntlich sehr hoch; von da her gesehen sollte von den Bergbau-Unternehmen erwartet werden, dass sie jene schützen, die diesen Risiken am stärksten ausgesetzt sind. Und ohne den Nachweis, dass die Verpflichtungen und Protokolle der Unternehmen auf der Ebene der Minenstandorte umgesetzt werden, wird die Glaubwürdigkeit dieser Massnahmen begrenzt sein. Die Forderung der Autoren des RMI ist denn auch klar: «In einer Zeit, in der viele Unternehmen Rekordgewinne und ehrgeizige Pläne zu technischen Themen wie Emissionsreduzierungen oder Effizienzsteigerungen ankündigen, besteht dringender Bedarf an einem ähnlichen Mass an Bemühungen und Führungsstärke, um verantwortungsvolle Praktiken in allen Unternehmensbereichen zu gewährleisten.»
Minenstandorte bleiben hinter den Unternehmensstandards zurück
Die überwiegende Mehrheit der 250 bewerteten Minenstandorte in 53 Ländern kann nicht nachweisen, dass sie die Standortgemeinden und Arbeitnehmer über wichtige ESG-Risikofaktoren informieren und einbeziehen, obwohl viele Unternehmen diese grundlegenden Massnahmen von ihren Minenstandorten verlangen. Die meisten Unternehmen weisen beispielsweise eine Anzahl Unternehmensprotokolle für ihre Betriebe auf, um sich mit anderen Wassernutzern über die Wasserbewirtschaftung und mit Arbeitnehmervertretern über Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz auszutauschen. Doch nur eine Minderheit der 250 bewerteten Minenstandorte kann nachweisen, dass sie diese Anforderungen auch umgesetzt haben. Hélène Piaget, Geschäftsführerin von RMF, sagt: «Wir haben in vielen Bereichen Beispiele für eine gute Unternehmenspraxis gesehen – die Unternehmen beweisen, dass es möglich ist. Was wir brauchen, ist eine viel schnellere Übernahme dieser Best Practices, damit die Industrie, insbesondere auf der Ebene der Minenstandorte, Schaden verhindern, Risiken begrenzen und Vertrauen aufbauen kann.»
Einige Unternehmen und Minenstandorte holen auf
Der Bericht hält aber auch fest: Obwohl die Ergebnisse zur Unternehmenspolitik und -praxis in vielen Bereichen nach wie vor niedrig sind, sei es insgesamt erfreulich, dass sich die Unternehmen gegenüber der letzten Bewertung im Jahr 2020 um durchschnittlich 11 % verbessert hätten. Hinter diesem Durchschnittswert würden sich jedoch nach wie vor erhebliche Unterschiede zwischen Unternehmen an den entgegengesetzten Enden des Leistungsspektrums verstecken. Die Unternehmen der ersten Stufe – d. h. diejenigen mit den besten Gesamtergebnissen – weisen nur eine durchschnittliche Verbesserung ihrer Ergebnisse um 8 % auf. Dies steht im Gegensatz zu der durchschnittlichen Verbesserung von 41 % bei den Unternehmen der dritten Stufe, die beginnen, aufzuholen, indem sie Strategien und Praktiken für eine Reihe von ESG-Themen einführen und gleichzeitig ihre Transparenz erhöhen.
Verantwortungsvoller Bergbau muss zur Norm werden
Der RMI-Bericht 2022 stellt fest, dass formelle ESG-Verpflichtungen immer mehr zur Norm werden. Es liege eindeutig im Bereich des Möglichen jedes Unternehmens, die Erwartungen der Gesellschaft an ESG-Verpflichtungen zu erfüllen. Doch bei der Umsetzung und Leistungsverfolgung hapert es noch. Wenn es den Unternehmen mit ESG und Nachhaltigkeit ernst ist, muss die Unternehmensführung dafür sorgen, dass diese Abteilungen über ein ausreichendes Budget, ausreichend Personal, eine entsprechende Vertretung und Respekt innerhalb der Organisation verfügen.
Es gibt viel Spielraum für Unternehmen, ihre verantwortungsvollen Strategien und Praktiken zu verbessern, indem sie die guten Beispiele ihrer Kollegen übernehmen, die in dem Bericht als führende Praktiken hervorgehoben werden. Da die Energiewende die Nachfrage nach Mineralien und Metallen weiter steigern wird, ist es für die Unternehmen wichtiger denn je, ihre kontinuierlichen Verbesserungsbemühungen zu beschleunigen und den verantwortungsvollen Bergbau zur Norm zu erklären.
Quelle: Responsible Mining Foundation