Nicht überall den Nagel auf den Kopf getroffen bei «Die Höhle der Löwen Schweiz», 3/6

Die sechste Sendung der dritten Staffel von DHDL Schweiz vom 30. November 2021 brachte das eine oder andere, was man unter «Produkte, auf die die Welt nicht gewartet hat», abbuchen könnte. Es gab aber viel Zuspruch von den Löwinnen und Löwen und auch zwei Deals.

Rémy und Marc Hess treffen mit „Nagelstock“ zwar markenmässig den Nagel auf den Kopf, aber zu einem Deal mit den Investoren kommt es nicht. (Bild: Presse 3+)

Draussen schneit bzw. regnet und stürmt es – optimale Voraussetzungen für einen gemütlichen Abend vor dem TV. Wer es etwas handfester mag, ist vielleicht mit dem «Nagelstock» gut bedient: Das ist ein Spiel, bei dem man mit der schmalen Seite eines Hammers mit möglichst wenigen Schlägen einen Nagel in ein Holz schlagen muss. Die Marke «Nagelstock» von Rémy und Marc Hess bietet dieses Spielzeug in verschiedenen schön gestalteten Versionen an: z.B. als grosse fürs Wohnzimmer und als Mini-Version für unterwegs. Und auch einen Schnaps namens «Nagler» gehört zur Produktpalette. Verkauft wird der Nagelstock derzeit vor allem online, mit 700 Franken für das grosse Modell bewegt man sich aber doch in einer hohen Preisklasse, wie auch die fünf Löwen konstatierten. Und auch die Zahl der Verkäufe – 1 Stück pro Woche – wirkten nicht sehr überzeugend. Dem Löwen Jürg Schwarzenbach gefiel die Marke insgesamt aber. Er sieht Potenzial, um unter diesem Brand auch weitere Produkte anzubieten. Investieren wollte er aber gleichwohl nicht – «schweren Herzens», wie er betonte. Um viel Geld ging es nicht: 30’000 Franken gegen 15 Prozent Beteiligung waren die Vorstellungen von Rémy und Marc Hess. Trotz viel Wohlwollen konnten sich auch die anderen vier Löwinnen und Löwen nicht zu einem Investment entschliessen. Roland Brack bot zumindest die Möglichkeit eines «Daydeals» in seinem Online-Shop.

Mit Weinschorle zum erfolgreichen Deal

Marc Steimer und Markus Simmler aus dem schaffhausischen Buchberg haben unter dem Brand «Adam + Uva» eine alkoholfreie Weinschorle entwickelt, mit der sie nun den Getränkemarkt erobern wollen. 80’000 Franken gegen 6 Prozent Firmenanteile sollen die Löwen investieren, damit dieses Ansinnen gelingt. Das Getränk mundet den Löwinnen und Löwen. Angetan sind sie vom Fakt, dass für die Weinschorle 100 Prozent Schweizer Inhaltsstoffe verwendet werden. Vor allem bei Tobias Reichmuth scheinen sie einen Nagel auf den Kopf getroffen zu haben, um bei diesem Bild zu bleiben. Er löcherte die beiden Unternehmer mit Fragen zu Umsatzzielen («1 Million in fünf Jahren») oder zu Gewinnmargen («1 Franken pro Flasche ist realistisch»). Doch braucht es für die Skalierung der Produktion wirklich Investoren? Ginge das nicht besser über eine Bankfinanzierung? Lukas Speiser und Tobias Reichmuth steckten die Köpfe zusammen und einigten sich schliesslich darauf, gemeinsam 80’000 Franken anzubieten gegen eine Beteiligung an der Firma von je 5 Prozent. Marc Steimer und Markus Simmler wollten die Beteiligung zunächst auf je 4,5 Prozent drücken, nahmen das Angebot aber trotzdem an, als sie feststellen mussten, dass Tobias Reichmuth und Lukas Speiser nicht von ihrer Position abrücken wollten.

„Jungs, wir haben einen Deal“: Tobias Reichmuth beglückwünscht die drei Gründer von „Relai“, einer App für das Ansparen von Bitcoin. Mit Kryptowährungen trafen sie bei ihm den Nagel auf den Kopf. (Bild: Presse 3+)

Bitcoin-Sparen für alle

«Die weltweit einfachste Bitcoin-Investing-App»: So vollmundig priesen Julian Liniger, Adem Bilican und Fabian Dominguez ihre Lösung «Relai» an. Diese ermöglicht es Anfängerinnen und Anfängern sowie fortgeschrittenen Krypto-Fans unkompliziert und schnell Bitcoins zu kaufen und zu verkaufen. Die App funktioniert wie ein Geldautomat: Geld rein – Bitcoin raus. Unkompliziert und einfach deshalb, weil die Schweizer Gesetzgebung bei solchen Geldwechselgeschäften erst ab 1000 Franken pro Tag und Kunde eine Verifizierung verlangt. Die Bitcoins werden auf dem Smartphone gespeichert, «Relai» verwaltet also keine Vermögenswerte. 5000 aktive Kunden, die pro Monat rund 2 Millionen Franken investieren. Pro Transaktion fallen bei «Relai» 3 Prozent Gebühren an. Die drei Gründer wollen nun ein Investment von 500’000 Franken gegen eine Beteiligung von 5 Prozent, am liebsten von Tobias Reichmuth natürlich, der selbst schon eine Firma für Kryptowährungen aufgebaut hat. Von Jürg Schwarzenbach gab es zunächst viel Anerkennung, «doch das ist nichts für mich», begründete er seinen Ausstieg. Patrick Mollet verwies darauf, dass es bereits unzählige Krypto-Plattformen gibt – «da braucht es Euch nicht» – und stieg ebenfalls aus. Für Roland Brack sind Kryptowährungen das «grösste legalisierte Schneeballsystem» und wollte deshalb auch nicht investieren. Blieben noch Tobias Reichmuth, der bei den anderen Löwen eifrig die Trommel für Kryptowährungen rührte, und Bettina Hein: Zusammen boten sie die gewünschten 500’000 Franken. Julian Liniger, Adem Bilican und Fabian Dominguez schlagen mit Freude ein und wollen nun den Erwerb einer Brokerlizenz anstreben und mit «aggressivem Marketing» zur Demokratisierung der Kryptowährung Bitcoin beitragen.

Haarscharf an einem Investment vorbei

Schlafstörungen sind eine Volkskrankheit, wie auch schon in einer früheren Sendung zu erfahren war. Mit «SilentSleep», einem Gerät zur Therapierung von Schlafapnoe, traten Aron und Alex Suarez sowie Samuel Buob in die Höhle der Löwen. Sie haben ein «medizinisches Didgeridoo» und eine App entwickelt, um Schlafapnoe zu therapieren. Durch das Spielen auf dem Digderidoo wird die Muskulatur im Rachen trainiert und somit eine Ursache von Schnarchen und Schlafapnoe innerhalb weniger Wochen vollständig und dauerhaft geheilt, wie Alex Suarez aus eigener Erfahrung zu berichten wusste. Eine Million Franken gegen 15 Prozent Beteiligung wollten die Drei nun von den Löwinnen und Löwen investiert haben – eine sehr hohe Bewertung. Doch dahinter stehen 15 Jahre Entwicklung und Forschung. Das Produkt steht und muss nun skaliert werden, so die Begründung der drei Unternehmer. Löwin Anja Graf fand die Lösung sehr überzeugend, wollte aber nicht investieren. Auch Jürg Schwarzenbach winkte ab: «Ich wäre vielleicht ein potenzieller Kunde, aber Medtech ist nicht so mein Betätigungsfeld», so lautete sinngemäss seine Begründung. Bettina Hein fand die Bewertung «zu sportlich» und stieg ebenfalls aus. Roland Brack war der Meinung, dass man das Produkt jetzt wirklich gross rausbringen müsste, doch auch für ihn passte Medizintechnik zu wenig in sein Portfolio. Und Lukas Speiser als letzter Löwe? Er bezeichnet sich selbst als «Schlafoptimierer» und wäre wohl bei einem tieferen Investment-Vorschlag eingestiegen. Doch er erklärte sich bereit, seine Expertise für die B2C-Vermarktung anzubieten und zu einem späteren Zeitpunkt auch zu investieren. Für die TV-Zuschauer stellte sich die Frage: Wollten die Löwen ihr früheres Investment in «Sleepiz» nicht torpedieren?

Die fünf Löwinnen und Löwen beim Ausprobieren des medizinischen Digderidoos „SilentSleep“. (Bild: Presse 3+)

Den Nagel auf den Kopf getroffen? Zweimal nein

Aus Österreich stammte das Unternehmen «Ehrenwort», vertreten durch Thomas Gigl. Es produziert hochwertige Gewürze, Kräuter, Gewürzmischungen, Pfeffer und Salze, und dies fair und nachhaltig. Damit will Gigl nun auch in der Schweiz etwas mehr «Pep» in die nach seiner Sicht verstaubten Gewürzregale bringen. 200’000 Franken gegen 7 Prozent Firmenbeteiligung wollte er bei den Schweizer Löwinnen und Löwen abholen. Diese nahmen ihn aber gleich in die Mangel: Weshalb sollen sie in ein österreichisches Unternehmen investieren? Es stellte sich dann heraus, dass «Ehrenwort» in der Schweiz bereits über einen Vertriebspartner verfügt. Und auch sonst schien Thomas Gigl bereits vieles richtig zu machen, um in den Schweizer Markt einzusteigen. Die fünf Löwinnen und Löwen waren einhellig in ihrem Verdikt: Wenn bereits schon ein Partner im Boot ist, braucht es keine Investoren aus der Schweiz. Es kam zu keinem Deal, dafür gewann Thomas Gigl ein Ticket für den MediaShop.

Ein Desinfektionsmittel als Lifestyle-Produkt? Mit «Création d’Alain» wollten Alain Giger und Sasha Zaric den Nagel auf den Kopf treffen. Das Produkt ist mit Gold- und Silberpartikeln angereichert und desinfiziert und pflegt gleichzeitig die Hände. Das Desinfektionsmittel enthält nicht nur reines Silber, das doppelt desinfiziert und die Wirkung verlängert, sondern bietet gleichzeitig einen Anti-Aging-Schutz, so das Versprechen. Doch so richtig erwärmen lassen sich die Löwinnen und Löwen nicht. Patrick Mollet stieg entsprechend schnell aus. Auch für Bettina Hein passte ein Investment nicht ins Portfolio. Roland Brack wurde etwas deutlicher: «Ihr seid zu spät dran», denn der Markt für solche Produkte sei insgesamt rückläufig. Jürg Schwarzenbach sah zumindest eine Marktlücke für «Création d’Alain», war dann aber auch schnell raus. Fazit: Es gab kein Deal.

Beispiel einer erfolgreichen App

Für einmal haben die Firmengründer nicht mit allem den Nagel auf den Kopf getroffen. Wo dies in der Vergangenheit gelang, wurde rückblickend anhand der App «HYLL» gezeigt. Diese trat im vergangenen Jahr vor die Investorinnen und Investoren. «HYLL» entwickelte eine Uber-ähnliche App für die Skipiste. Die Userin oder der User findet die für sie oder ihn vorbereiteten Skier direkt am Pistenrand. Man braucht diese nur noch mit dem Smartphone über die «HYLL»-Applikation zu scannen und kann gleich losfahren. Am Ende des Tages stellt die Nutzerin oder der Nutzer die Skier zurück und die Abrechnung erfolgt anhand der gefahrenen Zeit automatisch. In der Zwischenzeit expandierte die App mit der Hilfe der beiden Investoren Tobias Reichmuth und Roland Brack auf weitere Freizeitangebote.

Interviews mit zwei Investoren bei „Die Höhle der Löwen Schweiz“ finden Sie hier, einen Rückblick zur Sendung vom 23. November 2021 gibt es hier.

Informationen zu den nächsten Sendungen: https://www.3plus.tv/die-hoehle-der-loewen-schweiz

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