Der Duft des Geldes in der Höhle der Löwen Schweiz, Folge 3/5
Die fünfte Folge von «Die Höhle der Löwen Schweiz» (3. Staffel), ausgestrahlt am 23. November 2021, brachte ein extravagantes Parfum, faire Schokolade, nachhaltige Mode, eine Anlage-App, einen veganen Cracker und eine intelligente Heizungssteuerung. Nicht für alles hatten die Investoren gleich viel Kredit übrig…
Beim ersten Jungunternehmen dieser Sendung ist der Griff zum Kalauer fast schon zwingend: «Geld stinkt nicht» soll der römische Kaiser Vespasian mal gesagt haben (es ging um die Besteuerung von Bedürfnisanstalten…). Aber wonach riecht nun «Swiss Money Parfum», das Alain Chopard und Christoph Brötie aus Cham präsentierten? Die Antwort: Das Unisex-Duftwässerchen riecht nach einer druckfrischen Schweizer Banknote. Der Gründer möchte mit dem Duft der wertvollsten Banknote der Welt «das Gefühl von Freiheit und Unabhängigkeit» versprühen – angereichert mit einem «Hauch von Sexiness». Nur: in den Nasen der Löwen roch der Duft des Geldes eher nach Karton und Druckerschwärze, aber «es gibt für alles einen Markt», meinte Jürg Schwarzenbach. Um mit ihrer Produktpalette, die sogar inzwischen durch eine Badekugel erweitert wurde, weiter durchzustarten, benötigen die beiden Gründer 75’000 Franken. Sie wären bereit, dafür 20 Prozent Firmenanteile abzutreten. Trotz professioneller Präsentation und Aussicht auf einen riesigen Parfum-Markt zeigten sich die fünf Löwen gnadenlos: Kein Deal. Patrick Mollet fand es zwar eine «lustige Idee», aber halt nicht mehr. Roland Brack wurde ganz am Schluss besonders deutlich: «Noch selten habe ich einen solchen Blödsinn gesehen».
Wie man mit Leib und Seele seine Sache vertritt
Nicht um den Duft des Geldes sondern um jenen von fair produzierter Schokolade ging es anschliessend in der Präsentation von Kay Keusen mit seiner Marke «Taucherli», von der in anderem Zusammenhang schon die Rede war. Dabei handelt es sich um qualitativ hochwertige und faire Schokolade mit nachhaltiger Wertschöpfungskette. Dies gewährleistet der Gründer, indem er die Produktion von Anfang bis Ende mitverfolgt – vom Moment, in dem der Bauer die Bohnen liefert, bis der Konsument oder die Konsumentin in die Tafel beisst. «Bean-to-Bar» nennt sich dieses Konzept, das Kay Keusen mit Leib und Seele seit 2015 verfolgt. Nun stehe er vor einem grossen Wachstumssprung und wolle durch Skalierung der Produktion die Verkaufspreise etwas günstiger gestalten können. Dazu benötige er ein Investment von 400’000 Franken gegen eine Beteiligung von fünf Prozent. Alle Löwinnen und Löwen zeigten sich sehr angetan vom Produkt, «ein spannendes Geschmackserlebnis», konstatierte etwa Bettina Hein. Nur: Für Geschmack allein und Begeisterung des Gründers gibt es kein Investment. Den Löwen war die Firmenbewertung zu hoch. Nur Lukas Speiser machte ein Angebot: 400’000 Franken gegen 20 Prozent Firmenanteile. Doch Kay Keusen lehnte ab, «20 Prozent sind mir zu viel».
Lehrstunde in Influencer-Marketing
Wieder in eine andere Welt eintauchen durften die Löwen dann mit «Finelli», einer Zürcher Mode- und Lifestylemarke, vertreten durch Khawar Awan und den Influencer bzw. Youtuber Cubanito. «Finelli» produziert hochwertige und dabei bezahlbare Mode. Dank gezieltem Influencer-Marketing – neben Cubanito setzt das Label auch auf den Influencer Gabirano und den Profi-Fussballer Ruben Vargas als Marken-Botschafter – ist es dem 21-jährigen Gründer gelungen, schon mit der ersten Kollektion einen fünfstelligen Umsatz zu erzielen. Bis Ende 2021 sollen es 240’000 Franken sein. Um die weiteren Schritte finanzieren zu können, wünscht sich «Finelli» ein Investment von 80’000 Franken gegen 15 Prozent Firmenbeteiligung. Die Löwen zeigten sich interessiert, fragten nach Preisgestaltung, Margen und Akquisitions-Kosten – und erhielten überzeugende Antworten. Sie bissen an: Roland Brack und Jürg Schwarzenbach boten gemeinsam 80’000 Franken, wollten aber 20 Prozent Firmenanteile dafür. Bettina Hein, Lukas Speiser und Tobias Reichmuth machten zu dritt dasselbe Angebot. Khawar Awan und Cubanito entschieden sich dann letztlich für dieses Trio. «Lukas Speiser war eben schon immer unser Wunsch-Löwe», so der junge Gründer. Roland Brack bedauerte: «Von diesen jungen Herren hätte ich noch viel lernen können».
Worin der Duft des Geldes wirklich besteht: Kluges Anlegen
Dann war einmal mehr Fintech angesagt. Sollte es dieses Mal zu einem Deal kommen? Geht es wieder um den Duft des Geldes? Oder wächst Geld auf Bäumen, wie das Studio-Dekor suggerieren mochte? Matthias Bryner und Nadine Hitz präsentierten jedenfalls mit «Findependent» eine Anlage-App, die nach eigenen Angaben Anlegerinnen und Anlegern ohne Vorkenntnisse einfache und verständliche Lösungen bietet. Die Präsentation wirkte überzeugend, Matthias Bryner zeigte sich als Profi, der auf alle Fragen von Ex-Banker Lukas Speiser eine sachlich klare Antwort hatte. 100’000 Franken gegen eine Beteiligung von 5 Prozent war der Wunsch der Jungunternehmer, die Löwen zeigten sich vorerst zurückhaltend. Fragezeichen setzten sie hinter das Wachstumspotenzial: Die tiefen Gebühren für die Anleger wurden zwar positiv gewertet, doch bei relativ kleinen Summen, die bei «Findependent» in der Regel angelegt werden, braucht es eine fünfstellige Zahl an Kunden, bis man in die Ertragszone kommt. Matthias Bryner müsste also mindestens 500 Milliarden Franken verwalten… Patrick Mollet machte trotzdem ein erstes Angebot: 100’000 Franken gegen 10 Prozent, Lukas Speiser machte dasselbe Angebot. Roland Brack erinnerte sich an sein gutes Händchen bei seiner Beteiligung an «Neon» aus einer früheren Staffel und bot 150’000 Franken. Die Gründer standen vor der Qual der Wahl, besprachen sich kurz und wurden dann sogar noch mit einem Doppelangebot von Lukas Speiser und Patrick Mollet gelockt: 200’000 Franken gegen 15 Prozent Beteiligung. Matthias Bryner und Nadine Hitz entschieden sich dann aber für ihren «Wunschlöwen» Roland Brack.
Kein Deal für vegane Cracker
Anne Richter aus Küsnacht präsentierte ihren veganen Cracker namens «Knecker». Dieser enthält über 30 Prozent an pflanzlichen Proteinen, vor allem auf Soja-Basis. Angeboten wird das Produkt in wiederverschliessbaren und nachfüllbaren Verpackungen in zwei Grössen. Die fünf Löwinnen und Löwen fanden sowohl Präsentation wie auch das Produkt ansprechend. Als es dann um einen Deal ging – Anne Richter wollte 45’000 Franken gegen eine Beteiligung von 5 Prozent – monierte Lukas Speiser erneut eine zu hohe Bewertung der Firma in diesem frühen Stadium und stieg aus. Jürg Schwarzenbach folgte ihm. Die drei anderen Löwen überlegten noch. Schliesslich boten Bettina Hein und Tobias Reichmuth gemeinsam 50’000 Franken, wollten dafür aber einen Anteil an der Firma von 20 Prozent. Roland Brack wiederum bot 45’000 Franken zu 20 Prozent und wäre auch zu einem Darlehen bereit gewesen, um eine Erhöhung der Produktion zu finanzieren. Doch Anne Richter kannte ihre Grenzen: Mehr als 10 Prozent wollte sie an ihrem Unternehmen nicht abtreten. Somit kam kein Deal zustande.
Mit intelligenter Heizungsregelung zu weniger CO2: Der Deal des Abends
Pietro Gagliardi mit dem selbstlernenden Heizungssystem «Cleveron» ging ein hoch aktuelles Thema an: Die Verschwendung von Heizenergie in Gebäuden, wenn deren Räumlichkeiten nicht dauernd genutzt werden. Die Lösung: «Cleveron» regelt für jeden Raum die Temperatur selbständig und individuell. Damit wird sichergestellt, dass bspw. ein Sitzungszimmer nur während einer Sitzung geheizt wird. Mit «Cleveron» würden sich nur schon an einem Tag 30 Prozent an Heizenergie sparen lassen, so Gagliardi. Das eigentlich Clevere daran: Intelligente Thermostate, die in nur einem Tag installiert werden können, regeln die Raumtemperatur je nach Benutzungsgrad, Sonneneinstrahlung, Tageszeit etc. Das kostet weniger als 10’000 Franken – ganz im Gegensatz zu umfangreichen Sanierungsmassnahmen, die sonst notwendig wären, um die CO2-Emissionen zu reduzieren. Das Marktpotenzial sei enorm: Ausgehend von 6 Millionen Gebäuden im DACH-Raum betrage dieses rund 9 Milliarden Franken. Eigentlich überzeugende Argumente für die Löwen, um mit 250’000 Franken gegen 5 Prozent Firmenbeteiligung einzusteigen, zumal mit Anja Graf eine Immobilien-Expertin anwesend war – es bot sich die Chance für Investment und Kundenakquise in einem. Doch ausgerechnet sie stieg als erste aus. Roland Brack hingegen bot 250’000 Franken wollte dafür aber 8 Prozent Beteiligung. Bettina Hein, Lukas Speiser und Patrick Mollet boten gemeinsam 250’000 Franken gegen 7 Prozent. Nun stand Pietro Gagliardi vor einer schwierigen Wahl – es brauchte die telefonische Rücksprache mit seinen Mitgründern. Zurück in der Höhle der Löwen stellte er ein Gegenangebot in den Raum: Annahme der beiden Angebote, aber mit je einer Beteiligung von 7,5 Prozent. Bettina Hein und Roland Brack tauschen kurz die Blicke und waren schliesslich einverstanden – der Deal sass.
Auch ohne Investment: Sich nicht unterkriegen lassen
Eine insgesamt unterhaltende Sendung – von «Duft des Geldes» über nachhaltige Schokolade und Mode bis hin zu einer cleveren Energiespar-Lösung war alles dabei, was sowohl Investoren, Gründer aber auch die TV-Zuschauer zuweilen ins Grübeln bringen konnte. Es ist zuweilen bewundernswert, wie viel Geduld die Löwen auch bei noch so abstrusen Produkt-Ideen aufbringen und den Gründern nicht schneller sagen, dass sie keine Chance für ein Investment sehen. Bei den gelungenen Deals darf man einmal mehr gespannt sein, ob man darüber auch später noch sprechen kann, wie etwa von «Yokoy», einer App für das Spesenmanagement, die dank einem Investment der Löwen inzwischen 500 Kunden im Portfolio hat und ins Ausland expandieren konnte. Durchaus erinnern darf man sich aber an den Tipp der beiden «Jungspunde» von «Finelli» an andere Jungunternehmer: Sich nicht unterkriegen lassen und ein Ding, von dem man überzeugt ist, durchziehen.
Interviews mit zwei Investoren bei „Die Höhle der Löwen Schweiz“ finden Sie hier, einen Rückblick zur Sendung vom 16. November 2021 gibt es hier.
Informationen zu den nächsten Sendungen: https://www.3plus.tv/die-hoehle-der-loewen-schweiz