Mit zeitgemässer Führung zum Erfolg
Organisationsanalysen zeigen, dass sich das Führungsverständnis in den letzten Jahren immer mehr von der heroischen «One-Man-Show» wegentwickelt hat.
«Führung kann heute nicht mehr nur Vorgaben machen. Sie muss sich auf ergebnisoffene Prozesse einlassen. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der Gemeinschaftsleistung», so Prof. Dr. Peter Kruse, deutscher Unternehmensberater und Honorarprofessor.
Wechsel in Denk- und Verhaltensweise nötig
Teams, Arbeits- und Projektgruppen sind zu den tragenden Säulen erfolgreicher Organisationen geworden. Tragfähige Arbeitsbeziehungen zwischen den Gruppenmitgliedern müssen sich entwickeln und sind zwingende Voraussetzungen für die erfolgreiche Resultaterreichung – allerdings sind sie nur begrenzt planbar und beeinflussbar. Hinzu kommt, dass die Konstellationen unterschiedlicher Gruppen zunehmend komplexer werden, Machtsymmetrien verdrehter, Teamzusammensetzungen unbeständiger und zeitlich beschränkter. Das führt zu kaum mehr vorhersehbaren Situationen und wirft bei Führungspersonen viele Fragen auf.
Führen ist unbestritten anspruchsvoller geworden und bedingt einen Wechsel in der Denk- und Verhaltensweise. Laut des Personaldienstleisters Hays folgt moderne Führung neuen Mustern. Sie bindet die Mitarbeitenden stärker ein, beteiligt und vernetzt sie aktiv, steuert Gruppen und nutzt die daraus entstehende Energie positiv für Mensch und Organisation. So nimmt die Sozialkompetenz (78 % der Befragten) den höchsten Stellenwert für Führungskräfte ein. Wer mit Gruppen arbeitet, weiss: Es geht dabei um ein komplexes und dynamisches Beziehungsgeflecht, das nach neuem Führungsverhalten verlangt.
Zeitgemässe Führungskompetenzen
Aktuelle Umfragen zeigen, dass Organisationen und Menschen heute nicht mehr oder weniger Führung brauchen als früher. Vielmehr ist eine Führung gefragt, die ihre Rolle auf den aktuellen Zeitgeist ausrichtet. Das Gelingen der Zusammenarbeit in Gruppen hängt nicht alleine von der Führung ab, sondern vom gesamten Zusammenspiel und der Kooperationsfähigkeit aller Teammitglieder. Wann immer Menschen zusammenarbeiten, finden komplexe, gruppendynamische Prozesse statt. Diese verlaufen auf einer tieferen Ebene als der Sachebene und beeinflussen das Gesamtergebnis der Teamarbeit – positiv wie negativ. Ausschlaggebend seitens Führung ist, wie und mit welchem Verständnis sie eine Gruppe steuert. Dabei geht es um die Balance zwischen aktiver Steuerung und der Entwicklung der Selbststeuerungskräfte einer Gruppe.
Wenn es der Führung gelingt, die Dynamiken und Kräftespiele einer Gruppe wahrzunehmen, zu verstehen und produktiv zu nutzen, kann sie Spitzenteams hervorbringen und Leistungsvorteile wie gemeinsames Engagement, Identifizierung mit der Aufgabe und Zufriedenheit erreichen. Dazu brauchen Menschen Sinn, Autonomie und tragende Beziehungen. Speziell den KMU bietet sich hier eine grosse Chance, sich gegenüber Mitbewerbern abzuheben – insbesondere Grossunternehmen – auf dem Arbeitsmarkt. Alleine die Unternehmensgrösse macht es einfacher, ein Gros der Mitarbeitenden einzubeziehen, sie miteinander in Beziehung zu bringen und gemeinsam den Grad an Autonomie zu finden, der zu Höchstleistungen führt. Der Sinn wird dabei nicht durch die Führungsperson vorgegeben – er entsteht durch den gemeinsamen Prozess. Das bedingt, dass Führungspersonen eine positive Grundhaltung gegenüber Menschen haben und sich auf den Prozess der jeweiligen Gruppe einlassen können.
Fragt sich, ob die alte Führungsgeneration den heutigen Anforderungen überhaupt noch gerecht werden kann. Die Antwort ist: Ja. Denn Verhalten kann immer angepasst werden, und das menschliche Gehirn kann sich auf Neues einstellen. Auch hier kommt es auf die positive Grundhaltung an.
Die Teamdynamik nutzen
Die Erfahrung zeigt, dass die Kalibrierung des eigenen Führungsverhaltens weder allein im stillen Kämmerlein noch mit dem Erlernen von traditionellen Managementtheorien gelingt. Stattdessen geht es um die Führungspersönlichkeit der Führungskräfte selbst.
Eine geeignete Lernform für Führungspersonen bieten gruppendynamische Fortbildungen. Sie unterscheiden sich von anderen Fortbildungen, weil sie auf Standardrezepte verzichten. Stattdessen fördern sie die Entwicklung der persönlichen Wirksamkeit und stärken die diagnostische Kompetenz für die sensible Steuerung von Gruppen. Sie stellen konzeptionelles Wissen bereit und trainieren praktische Handlungskompetenz. Das Besondere an dieser Lernform ist, dass die sonst übliche Trennung von Erleben (Emotion) und Erkennen (Kognition) aufgehoben wird. Führungspersonen können unter Gleichgesinnten das persönliche Verhalten und die eigene Wirksamkeit erleben, bewusstes oder unbewusstes Führungsverhalten untersuchen, sich mit Einstellungen und Verhaltensweisen auseinandersetzen und Erfahrung mit neuen Führungspraktiken machen. Schliesslich werden nützliche Fähigkeiten gestärkt, funktionale Strategien beibehalten, und weniger Nützliches wird angepasst oder aufgegeben.
Die Führung ist und bleibt ausschlaggebend dafür, ob Organisationen zu guten oder schlechten Arbeitsorten werden, ob Menschen in Organisationen Freude und Sinn oder Demotivation und Orientierungslosigkeit empfinden. Eine gruppendynamische Fortbildung ist ein Weg, innere Veränderungen anzustossen, die in der Führungsaufgabe das Verständnis für sich und andere vergrössern. Dadurch werden bessere Ergebnisse mit weniger Aufwand und mehr Effektivität erreicht. Wer mit Komplexität umgehen kann und mit Sinn und Energie führt, hat es leichter. So bleibt die Art der Führung auch künftig ein entscheidender Wettbewerbsfaktor.
Husi Giessmann Lippuner http://h-g-l.ch/