Netto null gilt auch für den Bodenschutz
Ob als Grundlage für die landwirtschaftliche Produktion, als Filter unseres Trinkwassers, als CO₂-Speicher oder als Erholungsraum: Der Boden hat vielfältige, lebenswichtige Funktionen. Das Bundesamts für Raumentwicklung zeigt, wie eine nachhaltige Raumentwicklung dazu beitragen kann, den Boden langfristig zu erhalten.
Durch Bautätigkeit, Erosion oder Schadstoffe wird der Boden in der Schweiz von vielen Seiten her belastet. Um diesem Umstand entgegenzuwirken, hat der Bundesrat 2020 die Bodenstrategie Schweiz verabschiedet und mit einem Massnahmenpaket konkretisiert. Das Kernanliegen ist es, dass in der Schweiz bis 2050 netto kein Boden mehr verloren geht.
Im neuen Heft «Forum Raumentwicklung» des Bundesamts für Raumentwicklung ARE wird gezeigt, wie eine nachhaltige Raumentwicklung dazu beitragen kann, den Boden langfristig zu erhalten .«Netto-Null» gilt nach dem Klimaschutz also auch für den Bodenschutz – und diese parallele Politik ist nicht zufällig, macht Damian Jerjen, Direktor des Verbands für Raumplanung EspaceSuisse, in seinem Beitrag deutlich: «Die Raumplanung steht in der Verantwortung, ihre Instrumente für den Klimaschutz zu nutzen und so auch den Boden zu schützen.» Denn diese müssen einerseits einen maximalen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Anderseits helfen sie, sich an die unvermeidlichen Folgen des Klimawandels anzupassen.
In der Vergangenheit haben viele Flächen aufgrund von menschlichen Einwirkungen an Qualität verloren. Doch geschädigte Böden scheiden nicht zwangsläufig für immer aus der landwirtschaftlichen Nutzung aus, wie ein Text aus dem Kanton Zürich zeigt. Die systematisch erfassten Hinweisflächen für anthropogene Böden listen auf, wo abgetragenes Erdreich verwertet werden und womöglich zur Schaffung einer neuen Fruchtfolgefläche beitragen kann. Umgekehrt erlaubt die Karte, Einzonungen und Bauvorhaben so zu lenken, dass natürlich gebliebene Böden möglichst verschont bleiben.
Im Interview fordert Adèle Thorens Goumaz, Ständerätin (VD) und Expertin für Biodiversitätsfragen, ein grösseres Fachwissen über die Bodenqualität zu entwickeln. Eine Krux sei zudem die dezentrale Entscheidungsstruktur, die bei der Raumplanung und beim quantitativen Bodenmanagement zu Problemen führe. Thorens Goumaz schlägt vor, sich zunächst über die Landwirtschaft der Zukunft einig zu werden. «Erst dann sollten wir an der Raumplanung arbeiten, nicht umgekehrt.»
Die Reportage schliesslich illustriert, wie heute, nach dem Abschluss der Arbeiten am Ceneri-Basistunnel, die während 15 Jahren genutzte Baustelle renaturiert wird. Enorme Massen an Erde, die sorgfältig zwischengelagert wurden, gelangen wieder in ihre ursprüngliche Parzelle zurück, werden zu fruchtbarem Boden aufgebaut und können schon in wenigen Jahren wieder für den Gemüseanbau genutzt werden.
Quelle: Bundesamt für Raumentwicklung