Separate Plastikflaschensammlung neu definiert

Studien zeigen, dass es ökonomisch und ökologisch sinnvoller ist, PET- und Plastikflaschen getrennt zu sammeln, als alle Kunststoffabfälle einer gemischten Sammlung zuzuführen. Neben der PET-Getränkeflaschensammlung setzt die Migros deshalb seit 2013 konsequent auf die Separierung weiterer Plastikflaschen. Ihre einheitliche Kunststoffart ist ideal für den geschlossenen Produkte-Kreislauf. Jetzt testet ein Migros-Industriebetrieb die Produktion von Reinigungsmittelverpackungen.

<li class="artikel_legende">Die Recyclingwände aller Filialen sind einheitlich gestaltet worden, damit bei der Rückgabe auf den ersten Blick klar wird, welche Flaschen wohin kommen.Quelle: Migros</li>
Die Recyclingwände aller Filialen sind einheitlich gestaltet worden, damit bei der Rückgabe auf den ersten Blick klar wird, welche Flaschen wohin kommen.Quelle: Migros

Im vergangenen Jahr hat die Migros zusätzlich zu den 9400 Tonnen PET-Flaschen auch 2800 Tonnen Milch- und andere Plastikflaschen gesammelt und dem Recycling zugeführt. Das ist ein neuer Rekord. Seit das Unternehmen 2013 die erweiterte Plastikflaschensammlung schweizweit eingeführt hat, ist die Menge der von Kundinnen und Kunden zurückgebrachten Plastikflaschen insgesamt um 150 Prozent gestiegen. Und selbst 2016 betrug die Zunahme gegenüber dem Vorjahr noch 350 Tonnen (+14 Prozent).

Für Heidi Oswald, Projektleiterin Umwelt, ist die stete Zunahme ein Zeichen dafür, dass sich die getrennte Plastikflaschensammlung etabliert: «Wir haben mit der Einführung der Plastikflaschensammlung die Recyclingwände aller Filialen neu und einheitlich gestaltet, damit bei der Rückgabe auf den ersten Blick klar wird, welche Flaschen wohin kommen. Zusätzlich haben wir unsere Kundinnen und Kunden direkt bei den Sammelstellen und über unsere Kommunikationskanäle für die erweiterte Plastikflaschensammlung sensibilisiert. Diese Massnahmen sind gut aufgenommen worden.»

Aktueller Vergleich von Sammelsystemen

Das Thema Kunststoffrecycling wird in der Fachwelt und in Städten und Gemeinden kontrovers diskutiert: Wie viel Sammlung und Recycling ist ökologisch und wirtschaftlich sinnvoll? Sollen tatsächlich jede Plastikfolie und jede Kunststoffschale wie zum Beispiel Fleischverpackungen oder Joghurtbecher zusammen mit Plastikflaschen gesammelt werden? Die im Juli veröffentlichte Studie «KuRVe» des Instituts für Umwelt- und Verfahrenstechnik UMTEC der Hochschule für Technik Rapperswil (HSR) und der Carbotech AG hat den Umweltnutzen und die Kosten von Sammel- und Verwertungssystemen für Kunststoffe aus Haushalten in der Schweiz untersucht. Auftraggeber waren acht Kantone, verschiedene Verbände und das Bundesamt für Umwelt (BAFU).

Geringer Umweltnutzen von gemischten Kunststoffsammlungen

Die Studie zeigt auf, dass die gemischte Sammlung von Kunststoffabfällen nur einen verhältnismässig kleinen ökologischen Nutzen hat, gleichzeitig aber hohe Kosten verursacht, nämlich rund 750 Franken pro Tonne. Die Kosten der Entsorgung im Kehrichtsack liegen gemäss Studie mit rund 250 Franken pro Tonne deutlich tiefer. Der zusätzlich erzielte Umweltnutzen ist auch deshalb nur sehr gering, weil längst nicht alles recycelt werden kann, was gemischt gesammelt wird. Es besteht dabei die Schwierigkeit, die zahlreichen verschiedenen Kunststoffarten sauber voneinander zu trennen. Ein beachtlicher Teil landet am Schluss wieder in der Verbrennung und das Versprechen eines umfassenden Recyclings wird durch Gemischtsammlungen meist nicht eingelöst.

Problematik von Fremdstoffen in Separatsammlungen

Gemischte Sammellösungen für Kunststoffe, die in einigen Gemeinden oder von privaten Unternehmen angeboten werden, beeinflussen zudem die Qualität der bestehenden Separatsammlungen negativ und mindern damit deren ökologischen Nutzen: Die Konsumentinnen und Konsumenten verstehen angesichts dieser Gemischtsammlungen teilweise nicht mehr, was wo entsorgt werden kann, und werfen daher auch andere Plastikverpackungen in die reinen Separatsammlungen des Detailhandels.

Am Beispiel der separaten PET-Getränkeflaschensammlung bedeutet dies: Ein Prozent mehr Fremdstoffe führt zu 300 000 Franken zusätzlichen jährlichen Kosten für das Sammelsystem. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass es ökonomisch und ökologisch sinnvoller ist, nur Plastikflaschen zu sammeln, die sich aufgrund der einheitlichen Kunststoffart wieder zu neuen Produkten recyceln lassen. Es geht also darum, möglichst viel hochwertiges Rezyklat zurück in die industrielle Produktion führen zu können.

Recyceltes Polyethylen für Verpackungen von Reinigungsmitteln

Die Migros investiert zurzeit in eine hochwertige Form des Recyclings – in das Schliessen des Stoffkreislaufes. So entwickelt sie Lösungen, wie sie recyceltes Polyethylen (PE) aus ihrer separaten Plastikflaschensammlung in den eigenen Industriebetrieben einsetzen kann. Bei der Mifa, der grössten Schweizer Wasch- und Reinigungsmittelherstellerin, laufen aktuell Tests zum Einsatz von recyceltem Polyethylen in Reinigungsmittelflaschen. Eine Herausforderung liegt zum Beispiel beim Geruch des Recyclingmaterials. Es ist schwierig, die starken Gerüche von Milchsäure in Milchflaschen und von Parfüm in Wasch- und Reinigungsmittelflaschen herauszulösen, damit das Material wieder in geruchsneutraler Form für Verpackungen eingesetzt werden kann.

(Andreas Renggli ist Kommunikationsberater und Redaktor bei polarstern.ch)

 

Kurzbericht der Studie «KuRVe» unter carbotech.ch und für den Recycling Guide der Migros:

 

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